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Sebastian Selinat - Zeit Talent Kolumne
04/2021

Sebastian Sellinat: Warum es fürs Personalmarketing Fürsprecher:innen und keine Botschafter:innen braucht

Wir wollen jetzt Influencer und Arbeitgebermarkenbotschafter einsetzen, die unsere Arbeitgebermarke stärken.“ So oder so ähnlich höre ich das immer wieder, wenn ich mit Employer-Brand-Manager:innen und Personalmarketing-Verantwortlichen im Austausch bin. 

Ich frage dann stets sehr bewusst: „Wisst ihr, welche Aufgabe ein Botschafter hat? Der Botschafter ist der höchste Diplomat eines Landes oder einer Organisation.“

So lernen wir dies alle in der Schule.

Der Botschafter repräsentiert also eben nicht seine Meinung, sondern soll wie eine PR-Maschine die Meinung eines Landes oder einer Organisation vertreten, weil es eben um Politik und Beeinflussung geht. Das können wir immer wieder in allen erdenklichen Kanälen und Situationen erleben. Der Botschafter erhält dafür auch ein ganz ordentliches Salär und hat eine entsprechende Stellung in der Organisation. 

Noch klarer wird das beim Influencer, zu Deutsch: Bewerbung von Lebensstilen und Produkten. 

So weit so klar. Was heißt das jetzt fürs Personalmarketing?

Wenn ihr Werbung machen wollt, dann könnt ihr das tun. Ich würde euch empfehlen, euch als Marke zu positionieren. Da wollen wir eben nicht beeinflussen, verschönern, bewerben – wir wollen berühren und die Arbeitgeberpositionierung erlebbar machen. Dadurch entsteht ein Markenerlebnis, das ehrlich, authentisch und eben auch identitätsstiftend ist. Wir berühren damit Menschen. Das wollen wir erreichen. 

Wir benötigen keine bezahlten Botschafter, die extrinsisch incentiviert werden. Wir benötigen Fürsprecher:innen, die aus dem Herzen heraus handeln, weil Sie überzeugt sind, dass sie beim richtigen Arbeitgeber gelandet sind. Weil sie diesen vielbesprochenen Sinn spüren und eben gerne über euch als Arbeitgeber erzählen: Geschichten, Erlebnisse und auch darüber, warum sie bei euch arbeiten. 

Sie tun dies aus freien Stücken, ohne Zwang, ohne Titel. Sie tun es, weil sie Bock darauf haben. 

Ich bitte euch daher, mal über Worte und Wortwahl nachzudenken, wenn ihr im Austausch dazu seid. Fürsprechen ist so viel stärker und mächtiger als „Botschaften“. 

Klar ist auch, dass Fürsprecher nicht (nur) für Geld arbeiten, sondern ihr viel Arbeit, Zeit und Mühe investieren dürft, um Fürsprechertum zu etablieren. Dann doch mal lieber mal schnell eine Botschafter-Kampagne. (Oder ab heute eben nicht mehr)

Auch zu der aktuellen Diversity- und Female Leadership-Thematik erlebe ich das immer wieder, dass über Frauen-Botschafter gesprochen wird. 

Für mich geht es darum, dass wir Frauen und auch jungen Frauen auf Augenhöhe begegnen. Um Akzeptanz und die Umsetzung und das Handeln in echter Gleichberechtigung. Das steht ja auch schon im Grundgesetz. Was oft fehlt ist das Handeln, die Tat. Warum das so ist? Weil es eben unbequemer ist, sich mit Frauen abzustimmen, sich auszutauschen. Frauen denken, führen, handeln anders. Spielen weniger Spielchen… 

Was heißt das z.B. für eure Stellenausschreibungen, für eure Bewerbungsverfahren, für eure Meeting-Struktur, für euer Gehaltssystem? Schaut da mal bewusst hin. Sprecht ihr da wirklich und ernsthaft Frauen, ihre Bedürfnisse und Kompetenzen an? 

Ich freue mich, wenn wir hier die Diskussion über Fürsprecher:in vs. Botschafter:in führen können und was das für eure Haltung. und eure Organisation bedeutet.  Lasst uns dies gerne auch im ZEIT Talent HR-Netzwerk weiter fortführen.  

Der kommende Beitrag von @Rotraud Diwan wird sich Ende März mit dem Thema Diversity & GenZ beschäftigen. Schaut also regelmäßig hier wieder vorbei! 

Hier geht’s zum ZEIT Talent HR-Netzwerk >> https://www.linkedin.com/groups/8973364/

Zur Person:
Sebastian Sellinat
Sebastian Sellinat ist Experte in den Bereichen Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting. Neben seiner Tätigkeit als Kanzler an der Katholischen Hochschule Mainz bietet er als „HR-ARTIST“ Unternehmen Beratungen, Trainings und Workshops zu allen Themen rund um das Thema Human Resources an.

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