Ilona Schumacher: Stress!

Dieser Begriff begleitet den modernen Menschen nahezu bei allem, was er/sie tut – oder auch nicht tut!

Definition von Stress: Stress sind alle auf den Körper und Geist einwirkenden Faktoren.

Diese werden als Stressoren bezeichnet. Dies bedeutet, dass zunächst alles was von einem Menschen wahrgenommen wird, als Stressor empfunden wird. Kann man dem Stressor mit entsprechenden Ressourcen zur Verarbeitung begegnen, so empfindet man den Stressor nicht als belastend, sondern im Gegenteil als stimulierend. Verfügt der Organismus nicht über die notwendigen Ressourcen, so kommt es zur Belastung durch den Stressor. In der Arbeits- und Organisationspsychologie wird zwischen Stress und Belastung unterschieden. Belastung, das sind die objektiv messbaren und vergleichbaren Umstände, denen ein Mensch ausgesetzt ist. Also Licht, Lautstärke, Temperatur, etc.. Diese Umstände sind z.B. in einem Großraumbüro anzutreffen und wirken auf alle darin beschäftigten Personen. Aber nicht alle Personen werden diese Phänomene in der gleichen Art wahrnehmen! Wir reagieren unterschiedlich auf die sogenannten Stressoren. Was für den einen unterhalb der Schmerzgrenze liegt, ist für die andere schon schwer auszuhalten. Stress ist somit eine subjektive Bewertung von erlebten Stressoren. Belastung ist das, was objektiv auf eine Person einwirkt. Wichtig ist es also zu wissen, dass wir unterschiedlich auf Stressoren reagieren, weil wir unterschiedlich wahrnehmen und verarbeiten! Unsere Welt ist so sehr auf Standards ausgerichtet, dass wir den einzelnen Menschen z.B. im Arbeitskontext gar nicht in seiner Befindlichkeit wahrnehmen. Das tun wir, weil wir im steten Bemühen sind, Komplexität zu reduzieren. Menschen mögen Sicherheit! Was gibt Sicherheit? Vertraute Abläufe, einfache und leicht verstehbare Kontexte, geringe Komplexität. Gleichzeitig erschaffen wir aber eine immer schnellere und komplexere Welt. Diese spüren wir überall um uns herum.

Krisen, wohin wir schauen! Politik, Wirtschaft, Umwelt, Gesellschaft, alles scheint aus den Fugen zu geraten. Unsere Arbeitswelt wird zunehmend durch AI beeinflusst. ChatGPT ist eine Realität geworden und verändert, wie wir arbeiten. Zukunftsängste sind allgegenwärtig. Besonders die jungen Generationen sind hiervon betroffen. Es macht also Sinn, dass wir vor diesem Hintergrund belastet sind und unsere Stresswahrnehmung ansteigt. Wir haben zunehmend nicht mehr die geeigneten Ressourcen zur Bewältigung zur Verfügung.
Der Wunsch nach einfachen Lösungen ist, wie wir gesehen haben, eine natürliche Reaktion auf die komplexen Anforderungen unseres Lebens, aber es gibt leider keine einfachen Lösungen! Wir sollten lernen, mit der Komplexität umzugehen. Sie als Chance zu nutzen! Dazu benötigen wir Selbstvertrauen und eine hohe Selbstwirksamkeits-erwartung. An diesen Dingen kann man arbeiten. Allerdings nicht mit standardisierten Maßnahmen. Dies kann nur im sehr individuellen, selbstreflektorischen Arbeiten entstehen.

Zum Abschluss noch ein interessanter Aspekt. Laut Aaron Antonovsky, dem Begründer des Salutogenese Konzepts, ist soziale Unterstützung ein wesentlicher Bestandteil für den gesunden Umgang mit Stressoren!

Familie, Freunde, Führungskräfte, Kollegen, aber auch Coaches können also dazu beitragen, dass Menschen sich weniger gestresst fühlen. Für mich ein schöner Gedanke. Der Mensch und das Menschliche sind zum Glück nicht zu ersetzen!