Diese Woche stieß ich beim Lesen des Gründerszene Magazins auf eine provokante Frage: Ist das Thema „Climate Tech”, also der Einsatz von modernen Technologien gegen den Klimawandel – und damit ein relevanter Hoffnungsträger der Impact Economy – tot? Die Argumentation: Zusätzlich zu branchenspezifischen Problemen, verlagern sich in den aktuellen Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und geopolitischer Spannungen die Prioritäten aller Akteur*innen. Statt langfristiger Nachhaltigkeitsziele rücken kurzfristige wirtschaftliche Herausforderungen in den Fokus – und das Thema Nachhaltigkeit kann sich hinten anstellen.
Ähnliche Diskussionen erlebe ich auch in der Arbeitswelt. In Gesprächen mit HR-Verantwortlichen und anderen Entscheidungsträger*innen höre ich zunehmend Fragen wie: Haben wir in Krisenzeiten überhaupt noch Raum für Sinnfragen, oder zählt nur noch das nackte Überleben? Ist das Streben nach Sinnhaftigkeit im Job, das Thema Purpose, ein Luxus, den wir uns gerade nicht leisten können? Geht es jetzt nicht viel mehr um Stabilität, Jobsicherheit und Effizienz? Es ist unbestreitbar, dass sich in Zeiten wie diesen die Prioritäten verschieben. Sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmer*innen richten ihren Blick verstärkt auf existenzielle Faktoren wie Wirtschaftlichkeit, Jobsicherheit und finanzielle Stabilität. Diese Veränderungen sind nicht nur verständlich, sondern oft auch notwendig. Doch es wäre ein großer Fehler, Purpose und Sinnfindung als bloße „Schönwetterthemen“ abzutun, die nur in wirtschaftlich stabilen Zeiten relevant sind. Überraschung: Gerade jetzt zeigt sich ihre wahre Stärke.
Was ist nochmal Purpose?
Um zu verstehen, warum Purpose oder Sinnfindung gerade jetzt so wichtig ist, lohnt es sich, einen erneuten Blick darauf zu werfen, was wir unter „Sinn“ oder „Purpose“ überhaupt verstehen. Es gibt keine allgemeingültige Definition – vielmehr gibt es unterschiedliche Konzepte, die den Sinn in der Arbeit aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Drei besonders relevante Ansätze sind zum Beispiel diese hier:
Wie wichtig ist die Sinnfindung in Krisenzeiten?
Doch warum sollten wir uns ausgerechnet in wirtschaftlich turbulenten Zeiten mit Sinnfragen beschäftigen? Scheint für viele Menschen erstmal ein kontra-intuitiver Gedanke zu sein. Gibt es nicht drängendere Probleme? Tatsächlich gibt es viele Gründe, warum der Sinn der Arbeit gerade jetzt unverzichtbar bleibt – nicht nur für die persönliche Zufriedenheit der Arbeitnehmenden, sondern auch für die Resilienz und den langfristigen Erfolg von Unternehmen. Drei Gründe sind besonders hervorzuheben:
Fazit: Purpose als Nordstern in herausfordernden Zeiten
Natürlich darf sich unsere persönliche Definition von Sinn in Krisenzeiten verändern. Es ist völlig legitim – ja sogar notwendig –, dass Aspekte wie Kostendruck, Jobsicherheit oder finanzielle Stabilität in den Vordergrund rücken können. Das heißt nicht, dass darin kein Sinn für uns liegen darf: Wer eine Familie zu ernähren hat oder als Unternehmen um seine Existenz bangt, wird diese Faktoren zu Recht als besonders sinnstiftend empfinden. Doch das bedeutet eben nicht, dass Purpose an Bedeutung verliert – Im Gegenteil: Es zeigt sich, dass gerade in turbulenten Zeiten ein klar definierter Sinn Orientierung gibt und sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmer*innen stärkt. Der Sinn unserer Arbeit dient uns als Nordstern – eine Orientierungshilfe, die uns zeigt, wohin wir steuern wollen und warum unsere Arbeit wichtig ist. Für Arbeitgeber*innen bedeutet dies: Auch wenn wirtschaftliche Kompromisse manchmal unvermeidlich sind, sollten wir niemals den Fehler machen, das Thema Unternehmenssinn zu depriorisieren. Denn wer seinen Teams einen klaren Purpose vermittelt und ihnen zeigt, warum ihre Arbeit wertvoll ist – für das Unternehmen ebenso wie für die Gesellschaft –, wird auch in schwierigen Zeiten auf ihr Engagement zählen und weitere Talente anziehen können. In einer Welt voller Unsicherheiten bleibt Purpose der Kompass, der uns durch stürmische Gewässer führt.
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