Letzte Woche hatte ich in unserem GoodJobs Impact Monster ein Gespräch mit Carlos Haertel – Greentech-Pionier, Ex-CTO bei Climeworks, Investor und Professor für Tech & Innovation. Im Podcast-Interview sagte er einen Satz, der mir im Kopf geblieben ist: „Ich bin Optimist – weil ich weiß, dass wir im Zweifel erst dann wieder über Nachhaltigkeit sprechen, wenn uns die Umwelt per Katastrophe daran erinnert, dass sie kein Randthema ist.“
Ironie des Optimismus: Gerade wenn alle Stricke reißen, hilft immerhin noch die Realität beim Umdenken.
In den letzten Jahren war Nachhaltigkeit ein echter Megatrend – in der Wirtschaft, in der Politik, in der Gesellschaft. ESG-Standards hielten Einzug in Unternehmen, neue Green Startups wurden gefeiert, Konsument*innen wollten bewusster kaufen, Fridays for Future brachte Millionen auf die Straße. Und auch in der Arbeitswelt wurde klar: Junge Talente wollen für einen Arbeitgeber arbeiten, der ökologische und soziale Verantwortung nicht nur plakatiert, sondern lebt.
Doch heute? Rezession, Kriege, Inflation, Trumps Rückkehr inklusive Zollpolitik 2.0 – das Weltgeschehen hat sich verändert. Und mit ihm die Prioritäten.
Nachhaltigkeit? Wirkt aktuell oft wie ein „Nice to have“, das im Schatten kurzfristiger ökonomischer Zwänge langsam an den Rand gedrängt wird.
Die Entzauberung des Megatrends
Viele Unternehmen haben Nachhaltigkeit in den letzten Jahren in ihre Kommunikation integriert – in Purpose-Statements, in Employer Branding, auf Karriereseiten. Doch wenn wirtschaftlicher Druck wächst, zeigt sich, wie tief das Thema wirklich verankert ist.
Was bleibt übrig, wenn Investoren schneller Return on Investment als Impact sehen wollen? Wenn Nachhaltigkeitsabteilungen als „Kostenstelle“ gelten? Wenn Jobsicherheit gegen ökologische Standards ausgespielt wird?
Zurück zum Überlebensmodus
Wir erleben gerade eine Art kollektiven Rückfall in den ökonomischen Überlebensmodus. Das ist in gewisser Weise menschlich – existenzielle Unsicherheit lässt uns kurzfristiger denken. Doch genau das ist die Gefahr: Wenn langfristige Ziele wie Klimaschutz oder soziale Gerechtigkeit als „verzichtbar“ markiert werden, riskieren wir, die strukturellen Fortschritte der letzten Jahre zu verspielen.
Nachhaltigkeit ist kein Luxus – sie ist die Überlebensstrategie
Das Fatale: In der Realität ist Nachhaltigkeit kein nice-to-have, sondern ein wirtschaftlicher wie gesellschaftlicher Imperativ. Wer heute auf Nachhaltigkeit setzt, schafft nicht nur Markenvertrauen, sondern investiert in Risikoresilienz, Ressourcenstabilität und langfristige Wettbewerbsfähigkeit.
Gerade auf dem Arbeitsmarkt ist das spürbar: Laut dem kununu x GoodJobs Nachhaltigkeitscheck 2024 ist für fast ein Viertel der Befragten Nachhaltigkeit das wichtigste Kriterium bei der Arbeitgeberwahl. Und auch aus unserer Community hören wir es immer wieder: Wer mitgestalten will, sucht Arbeit, die Sinn macht – auch (und gerade) in Krisenzeiten.
Der Auftrag an die Arbeitswelt
Die Frage ist also nicht, ob Nachhaltigkeit weiter Thema bleibt, sondern wie wir es schaffen, sie auch in schwierigen Zeiten glaubhaft zu leben. Dafür braucht es Mut zur Klarheit.
Weniger Greenwashing, mehr echte Maßnahmen. Weniger Konjunkturfloskeln, mehr strategisches Commitment.
Und ja: Manchmal auch die Bereitschaft, kurzfristige Profite zugunsten langfristiger Wirkung zu hinterfragen.
Fazit: Nachhaltigkeit darf kein konjunktureller Trend sein
Die nachhaltige Transformation war nie ein Spaziergang. Und sie wird es in Zeiten wie diesen erst recht nicht sein. Aber genau deshalb müssen wir jetzt zeigen, dass wir es ernst meinen.
Dass Nachhaltigkeit nicht das Sahnehäubchen am Unternehmenserfolg ist – sondern das Fundament.
Denn wie Carlos so schön sagt: Im Zweifel erinnert uns die Umwelt selbst daran, was wichtig ist.
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