Demut ist ein Wort, das aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Altmodisch. Leise. Und in einer Welt voller Selbstoptimierung, Selbstvermarktung und steiler Karrieren irgendwie… unpassend?
Dabei halte ich Demut für eine zentrale Ressource unserer Zeit. Nicht im Sinne von Selbstzweifel oder Kleinmachen. Sondern als realistische Selbsteinschätzung – verbunden mit der Bereitschaft, andere Perspektiven ernst zu nehmen.
Demut beginnt da, wo wir aufhören, uns selbst zu überschätzen.
Gerade in der Arbeitswelt, in der wir ständig zu „High Performern“ werden sollen, kann das fast wie ein Tabubruch wirken: sich selbst nicht als Maß aller Dinge zu sehen. Fragen zu stellen, statt sofort Antworten zu liefern. Fehler einzugestehen, auch wenn es unbequem ist.
Demut – gelernt durch Erfahrung
Ich habe Demut nicht im Seminarraum gelernt. Sondern im Leben. In Krisen, die nicht planbar waren. In Momenten des Scheiterns. Und auch im Erfolg – der Demut voraussetzt, um nicht überheblich zu werden.
Im familiären Alltag begegnet mir das Thema regelmäßig. Wenn ich sehe, wie sich junge Menschen heute durch eine Welt voller Ansprüche und Unsicherheiten bewegen, empfinde ich oft Bewunderung. Und auch Dankbarkeit dafür, dass ich heute mit etwas mehr Gelassenheit auf Dinge blicken kann, die mich früher sehr aufgewühlt hätten. Demut schenkt eine Form von Ruhe, die man nicht googeln kann.
Warum Demut heute so wichtig ist
Unsere Gesellschaft ist geprägt von Selbstinszenierung. Social Media fordert uns auf, sichtbar zu sein, stark, überzeugend. Ich beobachte bei vielen jungen Menschen – darunter auch bei meinen Studierenden – wie groß der Druck ist, „etwas darstellen“ zu müssen. Demut wirkt hier fast wie ein Gegengewicht. Nicht laut, aber stabil. Sie erlaubt es, nicht alles wissen zu müssen, offen zu bleiben, zu lernen – auch von anderen.
Und in Organisationen?
Auch hier ist Demut oft unterschätzt. Dabei ist sie gerade in der Führung ein enormer Wirkfaktor. Wer demütig führt, stellt sich nicht über das Team – sondern schafft Räume, in denen Vertrauen wachsen kann. Wer um die eigenen Grenzen weiß, kann besser delegieren, zuhören, Feedback annehmen.
Humble Leadership – so nennt man das heute. Ich nenne es: verantwortungsbewusst.
Demut fördert psychologische Sicherheit. Sie schafft Raum für Innovation, für Lernprozesse, für echte Zusammenarbeit. Und nicht zuletzt schützt sie vor Überforderung – weil sie erlaubt, realistisch mit sich selbst zu sein, statt einem überhöhten Ideal hinterherzulaufen.
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