Der nach den letzten beiden Landtagswahlen jetzt für alle deutlich sichtbare Rechtsruck intensiviert die Diskussion um die politische Positionierung von Unternehmen und
Organisationen. Soll man Stellung beziehen gegen Rechtsextremismus? Oder lieber nicht? Die Frage stellt sich gar nicht, denn in diesem Fall ist wie so oft Verhalten stärker als jedes
Wort. Wenn man sich mal die Werte ansieht, die sich in den Unternehmenskulturen üblicherweise finden lassen (z.B. Team-Orientierung, Zusammenarbeit, Wertschätzung,
Vielfalt, Fairness, Integrität, Offenheit) ist ganz klar, dass es in diesen Organisationen keinen Platz geben kann für Ausgrenzung oder Diskriminierung. Es ist an der Zeit, diese
häufig ruhig vor sich hinschlummernden Werte ganz aktiv zu leben. Angestoßen von der Geschäftsleitung und den Führungskräften, eingefordert von jeder einzelnen Person der
Organisation. Mit Konsequenzen versehen, wenn dagegen verstoßen wird. Das braucht Mut. Mut, hinzusehen. Laut zu werden und Fehlverhalten nicht länger über Schweigen zu
unterstützen oder wegzurelativieren.
Auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel verbietet es sich von selbst, nicht jede Person einzustellen, die die Skills bzw. das Entwicklungspotenzial für diese Rolle mitbringt. Egal,
woher diese Person kommt. Und mit einem realistischen Blick auf die Arbeit, die für ein Gelingen der Integration zu leisten ist. Wer an einer Zukunft des Wirtschaftsstandortes
Deutschland interessiert ist, muss dazu beitragen, dass Arbeiten in Deutschland – überall in Deutschland – attraktiv ist und bleibt.
Organisationen als Akteure im gesellschaftspolitischen Diskurs
Unternehmen und Organisationen sind wichtige Akteure unserer Gesellschaft und nehmen seit jeher über mehr oder weniger transparente Lobbyarbeit Einfluss auf politische Entscheidungsprozesse. Politische Neutralität als sicherer Standort in der aktuellen Diskussion ist also unrealistisch. Zudem kommt den Organisationen als Anker für Vertrauen und Stabilität eine immer stärkere Bedeutung zu: Das Edelmann-Trust Barometer von 2024 zeigt, dass Unternehmen und NGOs von mehr Menschen als vertrauenswürdig und kompetent bewertet werden als die Regierung**. Über die Hälfte der Befragten erwartet von CEOs, dass sie im Hinblick auf Veränderungen in der Gesellschaft Stellung beziehen und sich nicht nur um die Folgen dieser Veränderungen für ihr Unternehmen kümmern*.
Über eine klare Haltung können Organisationen durchaus ihre gesellschaftliche Verantwortung und ihre Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitenden dazu nutzen, einen Beitrag zum Erhalt der Demokratie und des sozialen Zusammenhalts zu leisten. Unter Umständen werden sich einzelne Kunden oder Mitarbeitende abwenden, die mit der aktiv gelebten Demokratie Schwierigkeiten haben. Andere werden bleiben oder dazukommen – und motivierter sein, denn je. Die Frage, was einem die demokratischen Grundwerte wert sind, die muss sich jede Person in Verantwortung selbst beantworten.
Haltung zeigen wird weniger über wortgewaltige Vorträge funktionieren, sondern über Erleben, Vorleben und Machen an jedem einzelnen Arbeitsplatz. So entstehen Geschichten des Gelingens, die – auch von CEOs – geteilt werden können. Möglichkeiten, die sich übers Ausprobieren zu multiplizierbaren Standards entwickeln. Best Practices, die branchenübergreifend geteilt werden können, denn nicht jeder muss das Rad neu erfinden. Geschichten vom Gelingen, die sichtbaren Raum einnehmen müssen in der
Dauerbeschallung auf allen Kanälen.
Vincent van Gogh hat mal gesagt: „Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut etwas zu riskieren. Der Alltag ist eine gepflasterte Straße; man kann gut darauf gehen, doch es wachsen keine Blumen darauf.“ Es ist höchste Zeit, Blumen zu pflanzen für eine bunte, lebendige Zukunft.
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